Stellen sie sich vor, sie wollen einen Blumenstrauß pflücken. Sie stehen auf einer „normalen“ Wiese eines Landwirts, der diese Wiese benötigt, um seine Kühe zu füttern und diese deshalb mindestens 5mal jährlich abmäht. Sie werden dort keine Blumen finden. Kein Blumenstrauß. Und jetzt stellen Sie sich vor, sie stehen auf der gleichen Wiese, haben einen leeren Magen und sind eine Wildbiene? Kein Futter! Und wenn nun alle Wiesen so aussehen würden?
Hierzu haben wir 2019 auf einer 1,6 Hektar großen Fläche ein Versuchsprojekt gestartet, um herauszufinden wie viele Blumen und Kräuter man in einer Wiese erhalten kann, wenn die Wiese gleichzeitig ausreichend Futter für Rinder liefern soll. Wir haben 10 Parzellen mit unterschiedlichen Mischungen aus Blumen und Gräsern angelegt, lassen darauf zu unterschiedlichen Zeitpunkten Rinder weiden, oder mähen sie ab, um Futter für den Winter einzulagern. Bereits im ersten Jahr waren in den Versuchsparzellen so viel mehr unterschiedliche Arten zu finden als in „normalen“ Wiesen, dass wir beschlossen haben die Fläche dauerhaft als Wiese zu belassen und sie weiterhin extensiv zu bewirtschaften. Wir haben einen Weidezaun installiert und Lesesteinhaufen angelegt. Nun können sich Eidechsen, Schlangen und viele mehr in Ruhe sonnen und müssen keine Angst vor einem Mähwerk haben. Und wir pflücken dort regelmäßig wunderschöne Wiesenblumensträuße, während es um uns herum summt wie in einem Bienenhaus.
Uns stört es übrigens nicht, dass auf unseren Wiesen und Feldern auch Pflanzen wachsen, die sich nicht verfüttern oder verkaufen lassen. Wie z. B die Disteln- mit denen ist es so eine Sache. Der Landwirt liebt die Distel nicht, da sie dem Boden wertvolle Nährstoffe entzieht und seine Kulturpflanzen verdrängt. Sie gilt dem Landwirt als Unkraut. Doch genau auf der Distel spielt es sich ab! Die Ackerkratzdistel ist ein irrer Insektenmagnet und eine exzellente Nektarpflanze. Viele Arten von Schmetterlingen und anderen Insekten hängen von ihrem Vorkommen ab.